Montag, März 26, 2007

Gourmets in den Messehallen

Schon wieder Hamburger Messehallen und schon wieder Essen und Trinken: Am Wochenende 30.3./1.4. finden dort "Salon Gourmet" und "RendezVino" statt. Die Aufmachung von Einladung und Webseite richtet sich offenbar an ein gutbürgerliches und gut betuchtes Publikum, das sich seinen ganz speziellen Käse, die wunderbare italienische Salami, den badischen Weinessig und die "Premier Cru"-Schokolade gern was kosten lässt.
Oder wie die Veranstalter blumig formulieren: "Dieser exklusive Markt bringt Erzeuger, Händler und Liebhaber feiner Genüsse zusammen, um außergewöhnliche Gaumenfreuden und individuelle Lebensart zu zelebrieren."
Ich bin gespannt, wie groß der Kontrast zur Internorga ist.

Freitag, März 09, 2007

Besuch auf der Internorga - II

Die Kartoffel stammt zwar bekanntermaßen aus Südamerika, ihr Image ist jedoch sehr deutsch. Im Angelsächsischen werden Deutsche jedenfalls auch schon mal etwas hämisch "Kartoffel" genannt.
Diese fand ich auf einem Stand der METRO zwischen sehr exotischen Früchten und Gemüse: Debias heißt die Knolle. Und nein, sie muss nicht geschält werden.

Besuch auf der Internorga - I

Die Internorga ist DER internationale Treffpunkt für Gastronomie, Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung und Bäckereien: Mehr als 100.000 Menschen kommen jedes Jahr nach Hamburg, um sich zeigen zu lassen, was die Industrieküche Neues erfunden hat. Zugelassen sind nur Fachbesucher.
Das ist schade. Jeder normale Restaurant-, Imbiss- oder Bäckereikunde würde nach einem Besuch auf der Internorga ganz anders auf seinen Teller gucken. Er würde sich vielleicht fragen, ob die „Handwerker“ in Küche oder Backstube unter "frischer Zubereitung" verstehen, Fertiggerichte aufwärmen, Saucenpulver anrühren, Teiglinge in den Ofen schieben.
Auch in der Eisdiele wäre Skepsis angebracht: Ich war jedenfalls leicht beunruhigt über Narmann’s (in der Gastronomie ist das falsche Apostroph quasi Pflicht) flüssigen "Basismix für Speiseeis". Der Hersteller verspricht, dass sich sein Produkt in 100 verschiedene Sorten Speiseeis verwandeln lässt: „Basismix + Ihre Geschmackspaste + Eismaschine = servierfertiges Speiseeis in nur 8 Minuten“. Praktischerweise ist das Grundprodukt ungekühlt mehrere Monate haltbar. Warum wohl? Und „Geschmackspaste“ - das Wort merke ich mir.

Mittwoch, Dezember 20, 2006

Goldfisch: Essen unter Neureichen

Ein volles Restaurant hat etwas Anziehendes. So viele Gaumen können nicht irren - oder? Der "Goldfisch" (oder muss es jetzt heißen das Goldfisch?) im feineren Teil von Hamburg-Eppendorf war immer voll, wenn ich dran vorbeiradelte. So auch neulich an einem Samstagabend als ich dieses angesagte Lokal endlich ausprobieren wollte. Ohne Reservierung um 21 Uhr ein Tisch haben zu wollen, das beweist Chuzpe oder schlechte Planung. Es dauerte länger als das Glas guten Sekts in der Bar zu leeren, aber irgendwann bekam wir doch einen der kleinen Tische. Zwischen uns und dem Nachbartisch passten die Kellner gerade so durch. So viel Nähe kann man mögen, muss man nicht.

Und das haben wir gegessen und getrunken:
Mit war an dem Abend nach etwas Leichtem, deshalb die Entscheidung für Sushi, obwohl die Karte auch einige andere viel versprechende Fischgerichte versprach. Das Sushi als Hauptgang war eine Enttäuschung. Je fünf Nigiri mit Thunfisch und Lachs, dazu Maki wieder mit Thunfisch und Lachs und noch Gurke und ein ich-weiß-nicht-wie-es-heißt mit Algen. Die Sushi-Küche habe ich schon variantenreicher erlebt. Die Rinderfiletscheiben meines Begleiters waren rosig und zart, Kartoffeln und Gemüsebett geschmackvoll. Nichts zu meckern also.
Und jetzt zum Publikum - hatte ich ja in der Überschrift versprochen.
Vorweg noch: In der Karte wurde die Gäste gebeten erst nach 22 Uhr die Zigarre anzustecken. Also das Publikum: ein bisschen langweiliges Kaschmir, Perlenketten und glänzendes Haar in Begleitung weicher Jackets Typ Landedelmann. Deutlich diskret demonstrierter Reichtum also, das waren die einen. Die anderen bestellten die Spezialität des Hauses: ein 1,3 Kilo schweres Steak und zeigten dabei rustikale Vertraulichkeit mit den Kellnern: Männchen im karierten Sakko in Schrankgröße, Frisur Marke Türsteher oder Popstar, langhaarige Weibchen in hohen Stiefeln, Marken-Sonnenbrille ins Haar gesteckt, die Knöpfe oberhalb des Bauchnabels so überflüssig wie die Salatgarnitur an einem Zigeunerschnitzel. Das war schon hübsch anzusehen. Bleibenden Eindruck für die Sinne hinterließen dann aber vor allem die Zigarren, die pünklich um 22 Uhr angesteckt wurden.
Wir sind dann schnell gegangen.

Montag, Dezember 11, 2006

Vorher/Nachher Plätzchen

Vorher: Versuchsküche von essen & trinken

Nachher: Versuchsküche von Gourmädchen

Dienstag, November 14, 2006

Noch eine Kaffee-Geschichte

Ich habe Post bekommen von Tefal, Rowenta und Krups – gleichzeitig. Zwei dicke und ein dünner Katalog voller Haushaltsgeräte. Und jetzt weiß ich wirklich nicht, warum noch irgendjemand über Deutschland jammert. Schließlich verspricht Krups nicht weniger als "Perfektion der Leidenschaft".
Leidenschaft also.
Auf zwölf Seiten kaum bekleidete Espressomaschinen (18 verschiedene Modelle) mit Preisen zwischen 130 und 1750 Euro. Auf den weiteren Seiten folgen viele ganz normale Kaffeemodelle ohne Pads, Druck, Filter, Tassenabstellfläche, variable Brühkammer und vor allem Premium Sound. Den Sound der Expresseria Autamatic XP9000 hätte ich wirklich gern gehört. Wegen der Leidenschaft. Aber hier bleibt alles stumm.

Montag, Oktober 09, 2006

Früher war alles besser, hört man jedenfalls immer wieder. Beim Essen ist Nostalgie nicht ganz so ausgeprägt. Die Begeisterung über paniertes Kotelett, Pressschinken auf Toast, gnädig verhüllt von einer Scheiblette, gekrönt von einer zuckersüßen Dosen-Ananas oder Curry-Geschnetzeltem im Reisring – sind ferne, etwas peinliche Erinnerungen.
Auch der Kaffee schmeckt heute meist besser, vor allem ist die Auswahl häufig so groß wie die Zahl der Gerichte in einem chinesischen Restaurant. Aber den Milchkaffee, den gab es auch früher schon, in deutschen Szene-Kneipen hieß er Café au Lait und wurde in französischen Müslischüsseln serviert. Das hatte den Vorteil, dass der Überflüssiges meist auf den Tisch schwappte und der Rest schnell kalt wurde.
Heute heißt dieses Getränk Latte Macchiato, hat mehr Schaum und kommt in Gläsern auf den Tisch. Das ist noch toller. Erst verbrennt sich die Finger, dann die Zunge und darf dann noch fischen gehen: nach dem Löffel der für lange Gläser immer zu kurz ist. Was will man mehr fürs Geld?
Die Tinte soll früher auch besser geschmeckt haben.