Mittwoch, Dezember 20, 2006

Goldfisch: Essen unter Neureichen

Ein volles Restaurant hat etwas Anziehendes. So viele Gaumen können nicht irren - oder? Der "Goldfisch" (oder muss es jetzt heißen das Goldfisch?) im feineren Teil von Hamburg-Eppendorf war immer voll, wenn ich dran vorbeiradelte. So auch neulich an einem Samstagabend als ich dieses angesagte Lokal endlich ausprobieren wollte. Ohne Reservierung um 21 Uhr ein Tisch haben zu wollen, das beweist Chuzpe oder schlechte Planung. Es dauerte länger als das Glas guten Sekts in der Bar zu leeren, aber irgendwann bekam wir doch einen der kleinen Tische. Zwischen uns und dem Nachbartisch passten die Kellner gerade so durch. So viel Nähe kann man mögen, muss man nicht.

Und das haben wir gegessen und getrunken:
Mit war an dem Abend nach etwas Leichtem, deshalb die Entscheidung für Sushi, obwohl die Karte auch einige andere viel versprechende Fischgerichte versprach. Das Sushi als Hauptgang war eine Enttäuschung. Je fünf Nigiri mit Thunfisch und Lachs, dazu Maki wieder mit Thunfisch und Lachs und noch Gurke und ein ich-weiß-nicht-wie-es-heißt mit Algen. Die Sushi-Küche habe ich schon variantenreicher erlebt. Die Rinderfiletscheiben meines Begleiters waren rosig und zart, Kartoffeln und Gemüsebett geschmackvoll. Nichts zu meckern also.
Und jetzt zum Publikum - hatte ich ja in der Überschrift versprochen.
Vorweg noch: In der Karte wurde die Gäste gebeten erst nach 22 Uhr die Zigarre anzustecken. Also das Publikum: ein bisschen langweiliges Kaschmir, Perlenketten und glänzendes Haar in Begleitung weicher Jackets Typ Landedelmann. Deutlich diskret demonstrierter Reichtum also, das waren die einen. Die anderen bestellten die Spezialität des Hauses: ein 1,3 Kilo schweres Steak und zeigten dabei rustikale Vertraulichkeit mit den Kellnern: Männchen im karierten Sakko in Schrankgröße, Frisur Marke Türsteher oder Popstar, langhaarige Weibchen in hohen Stiefeln, Marken-Sonnenbrille ins Haar gesteckt, die Knöpfe oberhalb des Bauchnabels so überflüssig wie die Salatgarnitur an einem Zigeunerschnitzel. Das war schon hübsch anzusehen. Bleibenden Eindruck für die Sinne hinterließen dann aber vor allem die Zigarren, die pünklich um 22 Uhr angesteckt wurden.
Wir sind dann schnell gegangen.

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